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Neurodermitis

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31. Mai 2017
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Gesundheit

Neurodermites

Rötungen, Jucken, Brennen. Für Betroffene ist eine Neurodermitis nicht nur nervig, sondern häufig auch schmerzhaft. Grund ist ein Problem des Immunsystems, das nicht mehr richtig funktioniert, wodurch sich die Haut entzündet. Wir haben mit Professor Margitta Worm von der Charité in Berlin über Symptome und Behandlungsmöglichkeiten gesprochen.

Was bedeutet Neurodermitis für die Betroffenen konkret im Alltag?

Die Haut muss regelmäßig mit Hautpflege behandelt werden, hautirritierende Kleidung und Tätigkeiten sollten vermieden werden und wenn Allergene bekannt sind, ist es günstig diese zu meiden. Die Lebensqualität der Betroffenen wird durch den Juckreiz bei der Erkrankung deutlich eingeschränkt.

Wie konkret sehen diese Einschränkungen aus?

Konkret äußert sich das dadurch, dass der Juckreiz den Schlaf stört und dadurch nicht selten tagsüber Konzentrationsschwierigkeiten auftreten. Die entzündeten, geröteten Stellen sind auch für andere Menschen sichtbar, z. B. im Gesicht. Patienten fühlen sich dadurch anders wahrgenommen, es kann zu Einschränkungen in der Berufsauswahl führen. Auch beim Sport können Einschränkungen auftreten, weil durch das vermehrte Schwitzen die Haut zusätzlich gereizt und gerötet sein kann.

Die Krankheit gibt es schon sehr lange, in der Wissenschaft hat es aber offenbar lange Zeit keine Fortschritte gegeben. Warum?

Es hat durchaus Verbesserungen gegeben, was die Pflegeprodukte angeht. Anfang der 2000er Jahre kamen dann antientzündliche Medikamente auf den Markt, die nicht, wie Cortison, die Haut dünner machen. Dann ist in der Tat lange Zeit wenig passiert. Das liegt daran, dass die Neurodermitis zwar einerseits eine immunologische Erkrankung ist, auf der anderen Seite aber auch die Hautbarriere eingeschränkt ist. So war es doch sehr schwierig, neue Medikamente zu entwickeln.

Aber das hat sich nun geändert. seit einiger Zeit hört man viel von Biologica. Was hat es damit auf sich?

Biologica sind ganz neue Medikamente. Biologica deshalb, weil es Moleküle sind, die eine Antikörperstruktur haben, also eigentlich etwas biologisches darstellen. Diese Antikörper sind gegen Botenstoffe der Entzündung in der Haut gerichtet und wirken daher zielgerichtet. Es handelt sich um eine neue Form der medikamentösen Therapie.

Wie nehme ich diese Medikamente ein?

Ein Antikörper ist immer ein größeres Molekül, deshalb gibt es keine Pille oder Tropfen. Das würde im Magen abgebaut werden. Deshalb spritzt man die Antikörper unter die Haut, ähnlich einer Insulinspritze. Die Patienten bekommen Anfangs zwei Spritzen und danach eine Spritze alle zwei Wochen. Entweder in den Bauch oder den Oberschenkel.

Mit welchem Ergebnis?

Das Ergebnis der Behandlung ist sehr gut, der Juckreiz geht erheblich zurück und auch die sichtbare Entzündung der Haut. Die Patienten schlafen wieder besser, sind leistungsfähiger. Einige haben mir gesagt, sie fühlen sich wie neu geboren. Es handelt sich also um eine sehr wirksame Therapie, die sehr gut verträglich ist.

Das heißt aber, ich muss alle Zwei Wochen zum Arzt um mir eine Spritze setzen zu lassen? Oder können die Patienten das selbst machen?

Zum Glück müssen sie nicht jedes Mal zum Arzt. Die ersten beiden Spritzen erfolgen unter ärztlicher Aufsicht. Dann zeigt der Arzt oder die Ärztin bzw. das medizinische Fachpersonal den Patienten, wie sie die Spritzen richtig setzen und danach können sie das anschließend alleine zu Hause durchführen. Eine ärztliche Kontrolluntersuchung ist somit in der Regel alle drei Monate erforderlich.

Es bleibt aber bei einer Behandlung. Ist absehbar, ob Neurodermitis je heilbar sein wird?

Nein, die Neurodermitis ist nicht heilbar. Der Erkrankung liegt eine genetische Veranlagung zu Grunde. Die kann man mit einer solchen Behandlung auch nicht wegzaubern. Der Patient ist zwar beschwerdefrei, medizinisch betrachtet aber nicht geheilt.

Christian Erhardt-Maciejewski