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Orthos Fachlabor für Kieferorthopädie GmbH & Co.
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Gefährliche Atemaussetzer
Schnarchen ist doch ganz normal und harmlos? Das stimmt nicht. Denn oft geht Schnarchen mit Schlafapnoe einher. Und diese nächtlichen Atemaussetzer können gefährlich werden, wenn sie zu spät erkannt werden.
Peter Wimmer ist 63 Jahre alt und lebt ein aktives Leben als Rentner. Er genießt es, Zeit mit seinen Enkeln zu verbringen, geht regelmäßig spazieren und ist seit Jahren im örtlichen Kegelverein aktiv. Doch in den letzten Monaten fällt ihm auf, dass seine Energie zunehmend schwindet. Egal, wie lange er schläft, er wacht morgens müde und mit Kopfschmerzen auf. Tagsüber kämpft er gegen die Müdigkeit an, was seine Lebensqualität stark beeinträchtigt. Seine Frau Gisela klagt schon länger über sein lautes Schnarchen, doch Peter hat das nicht ernst genommen. Schnarchen gehört doch zum Älter- werden dazu, oder? Doch dann beginnt Gisela, sich Sorgen zu machen. Sie bemerkt, dass Peter nachts manchmal aufhört zu atmen, um kurz darauf mit einem lauten Schnarchen oder einem regelrechten Schnappen nach Luft weiterzuschlafen. Diese Beobachtungen bringen Peter schließlich dazu, zum Arzt zu gehen. Dort erhält er eine Diagnose, die viele Menschen über 60 betrifft: Schlafapnoe.
WIE ÄUSSERT SICH SCHLAFAPNOE?
Schlafapnoe ist eine ernstzunehmende Atmungsstörung, die im Schlaf auftritt. Dabei kommt es zu wiederholten Atemaussetzern, die den Körper aus dem Schlaf reißen, ohne dass der oder die Betroffene es bewusst mitbekommt. Diese Aussetzer können von wenigen Sekunden bis zu zwei Minuten dauern und haben weitreichende Folgen für die Gesundheit. Bei Peter äußerte sich die Schlafapnoe nicht nur durch das laute Schnarchen, sondern vor allem durch seine ständige Müdigkeit und seine Konzentrationsschwierigkeiten. Viele Betroffene bemerken Symptome wie morgendliche Kopfschmerzen, trockenen Mund beim Aufwachen und nächtliches Schwitzen. Auch Gereiztheit
und Stimmungsschwankungen sind häufige Begleiterscheinungen. Die Libido kann auch darunter leiden. Schlafapnoe kann sich über Jahre unbemerkt entwickeln. Besonders gefährdet sind ältere Menschen, bei denen altersbedingte Veränderungen der Atemwege, Übergewicht oder gesundheitliche Probleme wie Bluthochdruck eine Rolle spielen. Wie bei Peter bleiben die Atemaussetzer oft unentdeckt, bis PartnerIn oder Arzt oder Ärztin darauf aufmerksam werden.
HOHE DUNKELZIFFER
Laut einer Studie, die im renommierten Wissenschaftsma- gazin „The Lancet“ veröffentlicht wurde, könnten in Deutsch- land bis zu 26 Millionen Menschen von einer Schlafapnoe betroffen sein. Das sind fast ein Drittel der Bevölkerung. Doch die meisten wissen nichts davon, dass sie an der Krank- heit leiden. Die Dunkelziffer ist hoch. Besonders betroffen sind Menschen über 60, da mit zunehmendem Alter die Muskeln im Rachenraum erschlaffen und die Atemwege leich- ter blockiert werden können. Viele ältere Menschen tun das Schnarchen als normale Alterserscheinung ab, ohne zu wissen, dass es sich um ein ernsthaftes Gesundheitsproblem handeln kann. Nicht jedes Schnarchen weist automatisch auf eine Schlafapnoe hin, aber fast jede Schlafapnoe geht mit Schnarchen einher. Schnarchen entsteht, wenn die Atemwege teilweise blockiert sind und die Weichteile im Rachen zu vibrieren beginnen. Bei einer obstruktiven Schlafapnoe hingegen werden die Atemwege komplett blockiert, was zu den gefährlichen Atemaussetzern führt. Diese Atemstillstände verursachen eine Unterversorgung des Körpers mit Sauerstoff und füh- ren dazu, dass der Schlaf immer wieder unterbrochen wird.
WANN WIRD SCHLAFAPNOE GEFÄHRLICH?
Schlafapnoe ist weit mehr als nur ein nächtliches Ärgernis. Unbehandelt kann sie zu schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen führen. Der ständige Sauerstoffmangel und die daraus resultierenden Weckreaktionen des Körpers belasten das Herz-Kreislauf-System massiv. Zu den häufigsten Folgeerkrankungen gehören deshalb zum Beispiel Bluthochdruck: Durch die wiederholten Atemaus-
setzer wird das Herz überbeansprucht, was den Blutdruck dauerhaft erhöhen kann.
Auch das Risiko für Herzinfarkt und Schlag-
anfall ist massiv erhöht. Denn der nächtliche Sauerstoffmangel belastet das Herz und die
Gefäße stark. Auch kann Schlafapnoe den
Stoffwechsel negativ beeinflussen und das
Risiko für Typ-2-Diabetes erhöhen. Durch die Atemaussetzer gerät der Körper in Stress, was zu
einer Insulinresistenz führen kann. Die ständige Müdig- keit und der Schlafmangel können aber auch zu psychischen Problemen wie Depressionen und Angstzuständen führen. Für Peter war es ein entscheidender Wendepunkt, als er vom Arzt erfuhr, dass seine unbehandelte Schlafapnoe sein Risiko für einen Herzinfarkt um ein Vielfaches erhöht. Die Atemaussetzer führten zu einer chronischen Überlastung seines Körpers, die ohne Behandlung schwerwiegende Folgen gehabt hätte.
GUTE BEHANDLUNGSMÖGLICHKEITEN
Die gute Nachricht ist: Schlafapnoe lässt sich behandeln. Es gibt verschiedene Therapieansätze, je nach Schwere der Erkrankung. Bei Peter wurde eine mittelschwere obstruktive Schlafapnoe diagnostiziert, sodass eine Behandlung notwendig war. Die gängigste Behandlung bei Schlafapnoe ist die CPAP- Therapie (Continuous Positive Airway Pressure). Dabei trägt der Patient oder die Patientin eine Atemmaske, die während des Schlafs für einen leichten Überdruck sorgt, sodass die Atemwege offen bleiben und Atemaus- setzer vermieden werden. Die CPAP-Therapie gilt als besonders effektiv, ist aber für viele ältere Menschen gewöhnungsbedürftig, da das Tragen der
Maske als unangenehm empfunden wird.
Eine alternative Behandlungsmöglichkeit bei leichter bis mittelschwerer Schlafapnoe ist die Verwendung einer soge- nannten Unterkieferprotrusionsschiene (Schlafschiene). Diese Schiene wird nachts im Mund getragen und hält den Unter- kiefer in einer leicht nach vorne verlagerten Position, sodass die Atemwege offen bleiben. Die Schlafschiene ist somit eine oft komfortablere Lösung als die CPAP-Maske.
ÄNDERUNG DES LEBENSSTILS
Übergewicht ist einer der Hauptfaktoren für die Entstehung von Schlafapnoe. Eine Gewichtsabnahme kann bei vielen Betroffe- nen die Symptome lindern oder sogar vollständig beseitigen. Auch der Verzicht auf Alkohol, Nikotin und Schlafmittel kann helfen, da diese Substanzen die Muskeln im Rachenraum zusätzlich entspannen und so die Atemaussetzer verstärken können. In schweren Fällen oder wenn anatomische Probleme wie eine verkrümmte Nasenscheidewand vorliegen, kann eine Operation in Betracht gezogen werden. Dabei werden die Atemwege chirurgisch erweitert, um die Blockade zu beseitigen. Grundsätzlich gilt: Die richtige Behandlung – ob CPAP-Maske, Schlafschiene oder Änderungen im Lebensstil – kann die Symptome deutlich lindern und die Lebensqualität wiederherstellen.
Peter entschied sich für die Behandlung mit einer Schlafschiene. Die Schiene wurde speziell für ihn angefertigt und passte sich optimal an seinen Kiefer an. Schon nach wenigen Wochen stellte er eine deutliche Verbesserung fest. Das nächtliche Schnarchen ließ nach, und auch die Atemaussetzer wurden weniger. Vor allem aber fühlte sich Peter endlich wieder aus- geruht und fit – die ständige Müdigkeit verschwand.
Dr. Julia Egleder