Bildschirmfoto 2024-03-17 um 20.02.04

Artikel

Stuhlinkontinenz - Ein stilles Leiden

Ungewollter Stuhlabgang, die Unfähigkeit, den Toilettengang zu verzögern oder gar einen Stuhldrang zu verspüren: Diese Beschwerden gehen mit einer Stuhlinkontinenz einher. Betroffene ziehen sich aus Unsicherheit vom gesellschaftlichen Leben zurück. Das muss nicht sein! Es gibt Möglichkeiten, Symp- tome zu lindern und die Lebensqualität zu erhöhen.

Stuhlinkontinenz, oft auch als Darminkontinenz bezeichnet, ist für Betroffene meist sehr unangenehm. Sie leiden darunter, dass der Stuhlgang schlecht oder gar nicht mehr kontrolliert werden kann. Einige spüren den Stuhlgang nicht. Ande- re schaffen es nicht, ihn bis zum Toilettengang zu halten. So kommt es zu unerwartetem Stuhlabgang.

Viele Leidtragende planen Aktivitäten nur, wenn sie eine Toilette in der Nähe wissen oder ziehen sich ganz aus dem gesellschaftlichen Leben zurück. Manche sind auf Einlagen und Schutzhosen angewiesen. Der Leidensdruck und die verminderte Lebensqualität, die mit einer Stuhlinkontinenz einhergehen, werden häufig unterschätzt.

URSACHEN UND VORKOMMEN

Stuhlinkontinenz kann viele Ursachen haben. Meistens handelt es sich um eine erworbene Störung, das heißt, ein bestimmter Körperzustand oder eine Erkrankung sind verantwortlich dafür. Hintergrund kann etwa ein Schlaganfall sein, eine Verletzung bei der Geburt, Nervenschäden oder einfach ein fortgeschrittenes Alter. Darminkontinenz ist somit eher als Symptom, denn als Krankheit anzusehen. Betroffene Personen sind mit ihren Beschwerden jedoch nicht alleine. Schätzungen zufolge leiden etwa sechs bis acht Prozent der Erwachsenen an Stuhlinkontinenz. Anonyme Befragungen gehen sogar von bis zu zwölf Prozent aus. Beide Geschlechter sind in etwa gleich betroffen. Stuhlinkontinenz kann zwar auch in anderen Lebensabschnitten auftreten, trotzdem zeigt sich eine deutliche Altersabhängigkeit, so dass man in Altersheimen von einem Vorkommen von bis zu 47 Prozent ausgeht. Es ist anzunehmen, dass das Beschwerdebild wegen des demografischen Wandels zukünftig weiter an Bedeutung gewinnen wird. Dennoch fühlen sich Betroffene unsicher, wenn sie an ihre Symptome denken oder wenn es darum geht, mit Familien und Freunden oder beim Arztbesuch über ihre Darminkontinenz zu sprechen.

THERAPIEOPTIONEN BEI DARMINKONTINENZ

Für die Behandlung einer Darminkontinenz stehen mehrere Therapieformen unterschiedlicher Natur zur Verfügung. Ärzt/-innen achten dabei auf den größtmöglichen Therapie- effekt und haben die zielgerichtete Symptomlinderung im Blick. Alles, um die Situation der Patienten zu verbessern. Die Optionen reichen, begonnen bei Beckenmuskeltraining über spezielle Medikamente bis hin zu Operationen. Kombinationen kommen ebenfalls vor..

Als führende Operationstechnik gilt heute die minimalinvasive, reversible Sakralnervenstimulation, die sich in den letzten 20 Jahren in der klinischen Praxis durchgesetzt hat. Hierbei kommt ein sogenannter Neurostimulator zum Einsatz, der gezielt auf die gestörte Kommunikation zwischen Gehirn und Darmnerven einwirkt. Dadurch verbessern sich bei 71 bis 89 Prozent der Patient/-innen die Beschwerden und es kommt, mittel- bis langfristig, zu einem konstanten Therapieeffekt. Die Lebensqualität steigt oftmals wieder auf das Niveau der Normalbevölkerung an.

WAS KÖNNEN SIE SELBST TUN?

Betroffenen wird geraten, ein Stuhltagebuch zu führen, in dem sie alle wichtigen Eckdaten zu ihrem Stuhlgang und zur Ernährung sammeln. Das hilft dem Arzt, die Symptome einzuordnen und das Ausmaß der Beschwerden sowie ihren Einfluss auf die Lebensqualität zu erfassen.

Michaela Schwarz