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Trotz überaktiver Blase gut leben

Die Symptome einer überaktiven Blase sind unangenehm und belastend. Mit der richtigen Behandlung ist es aber möglich, weiterhin aktiv zu leben.

In Deutschland sind etwa 16 Prozent aller Erwachsenen von einer überaktiven Blase betroffen. Mit zunehmendem Alter steigt die Wahrscheinlichkeit für das Krankheitsbild. Bei Frauen treten die Symptome dabei im Schnitt bereits einige Jahre früher auf als bei Männern.Auch Antonia H. kennt die Symptome einer Reizblase nur allzu gut. „Der permanente und oft sehr plötzlich einsetzende Harndrang ist sehr belastend“, berichtet die 48-Jährige. „Ich habe sehr oft das Gefühl, Wasser lassen zu müssen. Das kann sowohl tagsüber als auch nachts sein, und zum Teil kann ich den Urin auch sehr schlecht halten und kontrollieren“ schildert sie weiter ihr Leid.

Belastend im Alltag

Als Rechtsanwaltsgehilfin beinträchtigen die Symptome ihren Alltag erheblich. Ihr ständiger Begleiter ist die Angst, Kolle- gen, die Chefin oder Kunden könnten etwas bemerken. Das gilt auch für den privaten Bereich, wie etwa beim Sport: Das mulmige Gefühl, in eine unangenehme Situation zu kommen, ist immer dabei. Betroffene, die zusätzlich unter ungewolltem Urinabgang leiden, kennen das Gefühl gut. Doch wie kommt es zu den unangenehmen Beschwerden? Die Blasenaktivität wird über das Gehirn kontrolliert. Ist eine gesunde Harnblase gefüllt, gibt sie ein Signal an das Gehirn, das wiederum einen Befehl an den Blasenmuskel sendet, sich zusammenzuziehen. Eine überaktive Blase hingegen meldet fälschlicherweise bereits eine Füllung, wenn sie nur wenig befüllt ist. Die Kommunikation zwischen Blase und Gehirn ist gestört. Der Blasenmuskel zieht sich bereits bei geringem Füllstand unkontrolliert zusammen. Das erfordert einen raschen, unmittelbaren Gang zur Toilette. Sonst kann es zur unkontrollierten Entleerung der Blase kommen.

Imperativer Harndrang

Es können wenige Tropfen, aber auch große Mengen Urin abgehen. Gerade dieser sogenannte imperative Harndrang ist für Betroffene stark belastend, da er jederzeit – etwa während eines Kinobesuches - auftreten kann. Die Lebensqualität sinkt. Im schlimmsten Fall ziehen sich die Leidtragenden komplett aus dem sozialen Leben zurück.

Antonia H. erging es ebenso. Freizeitaktivitäten machten keinen Spaß mehr, aus Angst vor „Entdeckung“. Doch eines Tages fasste sie sich ein Herz. „So konnte es nicht mehr weitergehen“, sagt sie. „Es muss Wege geben, mit diesen Einschränkungen besser umzugehen.“ Auf Anraten einer Freundin suchte sie eine empathische Urologin auf. Nach einem ausführlichen Anamnesegespräch und einigen Untersuchungen konnten andere Ursachen ausgeschlossen werden und es bestätigte sich letztlich Antonia H.s Verdacht: überaktive Blase. Damit sich die Beschwerden einer Reizblase verbessern oder die Patienten einen Weg finden, damit zurechtzukommen, gibt es verschiedene Möglichkeiten.

Den richtigen Weg finden

Nicht immer hilft aber jede Methode. Aus diesem Grund ist es wichtig, gemeinsam mit dem Arzt oder der Ärztin eine geeignete, individuelle Therapie zu finden, welche die Be- schwerden lindert. Manchmal dauert es mehrere Anläufe, bis eine Behandlungsform gefunden ist, die bestmöglich zum individuellen Lebensstil passt. Zur Verfügung stehen Verhal-tenstherapien, die auf eine Änderung des Lebensstils sowie Blasentraining und einer Stärkung des Beckenbodens abzielen. Allerdings haben sie ihre Grenzen bei starken Symptomen. Dazu kommen Medikamente zum Einsatz, die die Zahl der Toilettengänge und das Dranggefühl verringern können. In schweren Fällen, wenn andere Methoden versagen, kann eine Operation angezeigt sein.

Michaela Theresia Schwarz

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